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08. Mai 18:15 - 19:45„Ihre Willkür soll Euch willkommen sein“

Ort: Gebäude 02, Raum E04

Veranstalter: Institut für Geographie

Kategorie: Kolloquien

Ihre Willkür soll Euch willkommen sein - Einsichten in das Spannungs- und Steigerungsverhältnis von Philanthropie und Anthropologie |

Vortrag im Rahmen des Osnabrücker Geographischen Kolloquiums und der Ringvorlesung der Profillinie Mensch-Umwelt-Netzwerke |

Veranstalter: Institut für Geographie in Kooperation mit der Profillinie Mensch-Umwelt-Netzwerke |

Referent: Dr. Pascal Goeke (Geographisches Institut der Ruhr-Universität Bochum) |

Die Diskussion um das Anthropozän hat vertraute Wissensordnungen durcheinandergebracht. Prominent betrifft das zum Beispiel die Frage, wer zu den Kollektiven gehört, über deren Gemeinwohl politisch zu entscheiden ist: Welche Rechte haben Tiere? Welche Stimmen sollen zukünftigen Generationen zugebilligt werden? Wer kann die Rechte stimmenloser Akteure vertreten? Gemeinnützige Stiftungen, die in den letzten beiden Dekaden zahlreicher und vermögender geworden sind, empfehlen sich in diesem Zusammenhang zunehmend als Problemlöserinnen und als Gestalterinnen des Gemeinwohls. Obwohl sie demokratisch nur schwach legitimiert sind, werben Stiftungen für mehr politischen Einfluss und wollen aus ihrem Defizit eine Stärke machen. Die Rockefeller Foundation fördert mit ihrem 100-Resilient-Cities-Programm Städte in aller Welt, damit diese sich gegen aktuelle und zukünftige Herausforderungen wappnen. Fast 200 Milliardärinnen und Milliardäre versprechen im Rahmen der Giving-Pledge-Initiative mindestens 500 Mrd. US-Dollar für gemeinnützige Zwecke zu geben und Dustin Moskowitz sucht mit GoodVentures nach Gelegenheiten, um jeden Spendendollar mit dem größtmöglichen Effekt zum Nutzen der Menschheit einzusetzen. Diese und andere Beispiele sind Ausdruck einer ambitionierter werdenden Philanthropie, die die Umbrüche des Anthropozäns für sich nutzt, um mehr Souveränität bei der Gestaltung des Gemeinwohls zu gewinnen. Der Stifter Reemtsma fordert gar, dass die Bürgerinnen und Bürger die Willkür der Stiftungen unbedingt willkommen heißen sollen. Im Vortrag werden diese und andere Beispiele genauer betrachtet, um besser zu verstehen, wie das Gemeinwohl im Anthropozän verhandelt und gestaltet wird.